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Liebe Leser,

gestatten Sie mir ein Wort an die Frau Bundeskanzlerin. Sie, liebe Frau Merkel, reden und handeln nach meinem Dafürhalten in der Thematik Ukraine-Krise mit zwei Zungen.Sie sprechen auf dem G20-Gipfel in Australien zunächst vier Stunden mit dem russischen Präsidenten Putin, hören seine Argumente zum Konflikt und sind dann der Meinung, den Dialog mit Russland unbedingt im Interesse der Weltgemeinschaft und des Friedens fortzuführen und keine weiteren Sanktionen zu verhängen. Einen Tag später, erst nach der Abreise Putins, greifen Sie Russland in einer ungewöhnlich scharfen Weise an, als wären Putin und sein Land kurz vor dem Ausrufen des Dritten Weltkrieges. Sie inszenieren damit künstlich einen Konflikt, den es nicht gibt, der aber Russland vorwürft, gezielt die Welt zu destabilisieren und internationales Recht mit Füßen zu treten. Sie erwähnen in einem Atemzug Georgien, Moldawien und Serbien und kommen zum Schluss, Russland stelle Europas Friedensordnung in Frage.

Als die deutsche Verteidigungsministerin von der Leyen in der Günther-Jauch-Sendung unmittelbar nach der Ausstrahlung des Putin-Interviews für die ARD nach ihrer Meinung gefragt wurde, habe ich von der ansonsten sehr wortfreudigen Ministerin nur ein Stottern und Stummeln vernommen. Von der Leyen als Oberbefehlshaberin der deutschen Streitkräfte in Friedenszeiten war nach meinem Eindruck Ad hoc gar nicht in der Lage, das Interview zu kommentieren oder ggf. den Worten Putins Paroli zu bieten. Sie wiederholte lediglich sattbekannte westliche Parolen, ohne auch nur einmal tiefer in die besondere russische historische Materie zu gehen, die sie offenbar gar nicht zu kennen scheint.

Fakt ist, dass der Westen der damaligen Sowjetunion zur deutschen Einheit 1990 die Zusage gab, die Nato nicht nach Osten zu erweitern. Einzigartige Zeitzeugen dafür sind der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl und Günther Krause als DDR-Verhandlungsführer des Einigungsvertrages. Fakt ist, dass 25 Jahre später nicht nur Polen und Tschechien Mitglieder der Nato sind, sondern mit den baltischen Staaten bereits mehrere ehemalige Sowjetrepubliken. Fakt ist zudem, dass sich der Westen als Sieger des Kalten Krieges fühlt und heutzutage mit dem Spielball der Ukraine geopolitischen und militärischen Einfluss rings um die Russische Föderation sichern will. Deshalb, und aus keinem anderen Grund, ist die Ukraine für den Westen interessant. Ja, es ist die Nato selbst, die dieses Land, auch Georgien und andere, für sich gewinnen will, um ihre militärische und letztlich auch ökonomische Suggestion in der Welt auszudehnen. Und dahinter steht einzig das Machtstreben der USA, der sich die Bundeskanzlerin bisher ohne Wenn und Aber unterordnet.

Natürlich muss dieses westliche Verhalten in Russland Beunruhigung hervorrufen. Während die Nato weltweit ihre Stützpunkte ausbaut, soll Russland tatenlos zusehen? 2015 soll sogar die Bundeswehr eine Schlüsselrolle beim Schutz der ost- und mitteleuropäischen Nato-Partner spielen, die sich von Russland bedroht fühlen, heißt es. Ja, ich teile sogar die Sorge Merkels vor einem Flächenbrand. Auch wenn sie betont, ein militärisches Eingreifen zur Lösung der Krise ausschließen zu wollen, ist Deutschland ja schon längst mittendrin im Krieg der Worte und im Krieg der Wirtschaft. Bei allen wirtschaftlichen Sanktionen des Westens gegen Russland, die meiner Überzeugung nach aber niemals richtig greifen werden, sollte sich niemand verrechnen: Putin hat noch immer ein Ass im Ärmel. Für eine warme Stube im Winter kommt Deutschland um Russland nicht herum.

Russland wird sich niemals dem Diktat der USA unterordnen, sagt Putin. Sollte es tatsächlich eines Tages zum harten Knall kommen, ist die gesamte Mutter-Erde kaputt. Das Ende des Kalten Krieges vor 25 Jahren muss deshalb allen Friedliebenden auf diesem Erdball Mahnung und Verpflichtung sein, alles zu tun, damit nicht ein Vierteljahrhundert später ein heißer ausbricht. Lasst uns die Probleme gemeinsam lösen. Im Namen der Menschheit, die weiterleben muss!

Ein herzliches Glück auf!

André Wannewitz

(Editorial mdw-Ausgabe Dezember 2014)


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