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"Wir müssen uns langfristig mehr spezialisieren und mit anderen Kliniken enger zusammenarbeiten

Foto oben: Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze besucht die neue Klinik für Orthopädie im Haus 60a. Foto unten: Der Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg, Prof. Dr. Christoph Lohmann, bespricht im neuen Op.-Bereich mit seinem Operationsteam anstehende Arbeitsaufgaben. Fotos: UMMD/Kossmann (2)

Interview mit Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin Magdeburg

UNIVERSITÄTSMEDIZIN MAGDEBURG BEZOG NEUE KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE

mdw: Herr Professor Heinze, als Sie vor etwas mehr als vier Jahren das Amt des Ärztlichen Direktors der Universitätsmedizin Magdeburg übernahmen, gaben Sie als Parole aus, alles zu tun und nichts zu unterlassen, in Magdeburg die beste Medizin anbieten und den Standort deutschlandweit exclusiv auf den Schild heben zu wollen. Welche Bilanz ziehen Sie heute? Ist der Universitätsklinik Magdeburg dieser Anspruch gelungen? Oder wo gibt es Reserven?

Hans-Jochen Heinze: In einzelnen Bereichen, wie beispielsweise der Zelltherapie und der Neurologie, spielen wir definitiv in der Champions League. Und darauf können wir auch stolz sein.
Es gibt auch noch weitere tolle Beispiele für die Spitzenmedizin in Magdeburg. Natürlich gibt es auch noch viele Baustellen, die es zu bearbeiten gilt, aber es sei Ihnen gesagt, das Gras ist woanders auch nicht unbedingt grüner.

mdw: Alles ist natürlich eine Frage des Geldes. Wie steht die Universitätsmedizin Magdeburg finanziell da? Welche Projekte müssten aus Ihrer Sicht eine höhere Priorität erfahren? Ist die Zusammenarbeit mit dem Städtischen Klinikum Magdeburg schon im Fluss? Welche konkreten Synergien erwarten Sie davon?

Hans-Jochen Heinze: Zur finanziellen Lage unserer und auch anderer Kliniken wurde ja schon ausgiebig berichtet. Und dazu ist eigentlich auch alles gesagt. Die finanzielle Lage ist natürlich angespannt. Da steuern wir aber mit unserem angestoßenen Sanierungs- und Konsolidierungsprozess gezielt entgegen. Wir müssen uns langfristig mehr spezialisieren und mit anderen Kliniken enger zusammenarbeiten, um Synergien zu bündeln, eine bestmögliche qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten und um effizienter zu werden. Dass dies ein herausfordernder Balance-Akt ist, wissen wir. Aber wir tun alles dafür, um diesen erfolgreich zu bewältigen.
Zudem sind die Regionalkonferenzen zur gestuften Versorgung in Sachsen-Anhalt, welche wir zusammen mit dem Universitätsklinikum Halle veranstalten, eine fantastische Plattform um alle Entscheider an einen Tisch zu bekommen. Ich sehe uns somit auf einem guten Weg.

mdw: Mit der Corona-Pandemie hat natürlich keiner gerechnet. Da wurde vieles anders, auch in Ihrem Wirkungskreis. Wie hat die Universitätsmedizin Magdeburg diese Zeit gemeistert?

Hans-Jochen Heinze: Im Großen und Ganzen haben wir die Corona-Pandemie gut gemeistert. In Extremsituationen zeigt sich oftmals, wie gut ein Team wirklich zusammen wirkt. Und man muss klar konstatieren, dass wir herausragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die in diesen schwierigen Zeiten alles getan hat, unsere Patient:innen bestmöglich zu versorgen.

mdw: Welchen neuen auch ungewohnten Herausforderungen musste sich die Uniklinik stellen? Wie wirkt Corona jetzt medizinisch auf Ihr Haus nach? Hat sich Ihr medizinischer Alltag nach Corona grundsätzlich verändert?
Hans-Jochen Heinze: Eine große Nachwirkung von Corona sind natürlich die gesunkenen Fallzahlen. Diese haben noch lange nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht und werden es vermutlich auch nicht mehr. Dieser bundesweiten Herausforderung muss sich auch die Universitätsmedizin Magdeburg stellen. Demnach ändert sich natürlich auch der Alltag der Klinik. Wir sind dabei, mit anderen Kliniken Kooperationen zu schließen und Kompetenzen zu bündeln. Dies ist schon ein großer Unterschied zur damaligen Zeit. Da gab es diese Kooperationsbereitschaft noch nicht in dieser ausgeprägten Form. Aber auch in diesem Bereich sind wir auf einem guten Weg, wie die aktuell unterzeichneten Kooperationsverträge mit der Lungenklinik Lostau und dem Klinikum Magdeburg zeigen.

mdw: Ich selbst kenne die Universitätsmedizin Magdeburg nicht nur als Journalist, sondern auch als Patient. Da kommt bei mir gerade jetzt große Freude auf, dass die Orthopädische Universitätsklinik soeben ihr neues Domizil im Haus 60a bezogen hat. Wie verbessern sich dadurch die medizinische Versorgung der Patienten und die Nachhaltigkeit für Ärzte, Schwestern und Pfleger?

Hans-Jochen Heinze: Insgesamt war der Umzug ein wichtiger Meilenstein im schon genannten Sanierungs- und Konsolidierungsprozess der Universitätsmedizin Magdeburg. Die Bettenkonzentration in den Haupthäusern ist nun einen Schritt vorangekommen. Vor allem aber konnte die medizinische Versorgung der Patienten durch die Modernisierung der Räumlichkeiten verbessert werden. So wurden die vorhandenen Elektroinstallationen umfassend aufgewertet, das Überwachungsmonitoring erweitert und elektrisch betriebene Betten beschafft. Außerdem wurden neue Zugänge – vor allem im OP-Bereich – geschaffen, um die Logistik zu optimieren. Die neue Station befindet sich nun in der Nähe des ZOP, der IMC/ITS und bildet Synergien mit der Unfallchirurgie.

mdw: Wie ist es in der Universitätsklinik Magdeburg um die medizinische Versorgungssicherheit bestellt? Es war in der Vergangenheit zu hören, dass Stationen wegen Personalmangel geschlossen werden mussten. Sind die Schwierigkeiten inzwischen behoben?

Hans-Jochen Heinze: Um eines vorweg zu nehmen: Die medizinische Notfallversorgung war und ist zu jedem Zeitpunkt sichergestellt. Dies kam mir bisher im öffentlichen Diskurs etwas zu kurz.
Aber ja, es ist richtig, dass wir personalbedingt Stationen vorübergehend schließen mussten. Wir arbeiten aber mit Hochdruck daran, die Lücken der fehlenden Personalressourcen zu schließen und die verschiedenen Stationen wieder zu eröffnen. Festzustellen ist, dass sich der Fachkräftemangel in vielen spezialisierten Bereichen deutschlandweit zeigt, was die Suche natürlich deutlich erschwert. Dennoch sind wir auch hier auf einem guten Weg.

Das Gespräch führte mdw-Chefredakteur
André Wannewitz

 


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