Liebe Leser,
„Russland darf den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen.“ Gebetsmühlenartig wiederholt der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) diesen Satz fast täglich. Und versucht damit, seine Anhängerschaft zu erreichen. Diejenigen tief im Westen, für die der Ostblock schon immer aller Welt Feind war. Die eingefleischten Gegner der Deutschen Einheit. Alle Ewiggestrigen und natürlich die Grünen, die in meinen Augen nach der Bundestagswahl 2021 von einer Friedens- zu einer Kriegspartei mutierten. Und wir ehemalige DDR-Bürger, die Land und Leute der alten Sowjetunion wie ihren Augapfel kennen, müssen ertragen, wie das größte Land der Erde vom kollektiven Westen wie ein Stückchen Mist behandelt wird.
Selbst wenn viele Amerikaner den zweimaligen Atomschlag ihres Landes von 1945 auf Hiroshima und Nagasaki bis heute für berechtigt halten, weil diese ihrer Ansicht nach zur Kapitulation Japans führten und damit den Zweiten Weltkrieg beendeten, wäre es für den amtierenden US-Präsidenten Josef Biden ein Akt der einfachsten Klugheit gewesen, sich bei den Überlebenden zu entschuldigen, die er und die anderen Staats- und Regierungschef der G7-Staaten soeben im Friedenspark von Hiroshima getroffen haben. Wir lernen: dieser Anstand ist nicht Teil der Persönlichkeit des 80-jährigen Biden. Auch Obama kriegte keine Entschuldigung hin, als er 2016 in Hiroshima war. Im gleichen Atemzug richteten die Politiker der G7 aber eine Botschaft an Russland, „unverzüglich, vollständig und bedingungslos seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen“ und kündigten neue Sanktionen an.
Was für eine Doppelmoral. Diejenigen imperialistischen Kräfte wie Großbritannien, deren Bomben am 13. Februar 1945 Dresden in Schutt und Asche sinken ließen, natürlich die USA, die sich überall auf der Welt als Weltpolizei aufspielen und selbst schon zahlreiche Kriege entfacht haben, und neuerlich auch Deutschland, deren Kanzler sich täglich mehr zum Adjutanten des US-Präsidenten macht, erlauben sich, die Führung der Russischen Föderation belehren zu müssen.
Kommen wir auf 1988 zurück. Zwei Jahre vor der deutschen Einheit saß ein damaliger Langhaar-Wuschelkopf als Mitglied einer Delegation von Jungsozialisten der BRD am Tisch von Egon Krenz im Zentralkomitee der SED. Scholz war für die SED besonders interessant, weil sich der damals 24-Jährige 1983 als vehementer Kritiker der NATO hervorgetan hatte, der sogar die Meinung vertrat, dass eine dauerhafte Friedenssicherung nur möglich sei, „wenn das kapitalistische Gesellschaftssystem vom Sozialismus abgelöst wird.“ Wollte Scholz in seinen jungen Jahren tatsächlich der kapitalistischen BRD die sozialistische DDR überstülpen für einen dauerhaften Frieden?
33 Jahre nach der Deutschen Einheit ist vom einstigen Friedensengel Scholz nichts geblieben. Schon in Friedenszeiten übt sich Scholz als deutscher Kriegskanzler und pumpt die Ukraine mit deutschen Waffen voll. Doch dabei hat der Bundeskanzler ganz und gar die historische Verabredung vergessen, dass von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen darf. Und hoffentlich werden nie wieder deutsche Truppen vor Moskau stehen!
Ich kenne die Völker der ehemaligen Sowjetunion seit 50 Jahren. Russland als das größte Land der Erde wird niemals aufgeben oder sich mit einer Niederlage abfinden. Es wäre jetzt an der Zeit, auf allen internationalen Kanälen auszuloten, was im Namen des Friedens machbar ist. Bleibt der Westen stattdessen stur und setzt ausschließlich auf militärischen Beistand für die Ukraine, könnte die Lage eskalieren und zum Dritten Weltkrieg führen. Bei Scholz fehlt mir das Wichtigste. Ich traue dem Mann nicht.
Ein herzliches Glück auf!
André Wannewitz