Liebe Leser,
Das obige Foto beschreibt haargenau, wer wir Ostdeutsche sind, mit wem wir in der Gemeinschaft der sozialistischen Brudervölker bis 1989 lebten und wohin es uns mit der Deutschen Einheit verschlagen hat. Einheitskanzler Helmut Kohl konnte sich 1990 bis zum Ende seiner Amtszeit 1998 gar nicht genug freuen, dass er erleben durfte, dass die Welt in Ost und West zusammengewachsen ist und nur noch aus Freunden besteht. Als ich 2002 die mdw-Mitteldeutscher Wirtschaftsverlag GmbH gründete, habe ich als Parole ausgegeben, dieses Blatt möge die historische Mission verfolgen, sich für die innere Einheit Deutschlands zu engagieren. Weil wir wissen, dass die noch immer nicht vollständig gelungen ist, arbeiten wir auch in diesem Jahr 2022 mit aller Kraft unvermindert weiter.
Ich gebe zu, die Völker der früheren Sowjetunion waren mein absolutes Idol. Ich habe sie alle besucht. Von Lwow im ukrainischen Westen, Kiew, Charkow, Rostov am Don, Moskau, Leningrad, Jalta, Sotschi, Taschkent, Omsk, Novosibirsk, Irkutsk bis zum fernen Baikalsee. Ich habe mit Soldaten und Offizieren der Roten Armee in der DDR zusammengesessen und gefeiert und unvergessliche Erlebnisse in Freizeit und Kultur mit Pionieren, FDJlern und Komsomolzen in gemeinsamen Ferienlagern gehabt. Bei meinem Urlaub 1977 auf der Krim schaute ich mir auch Artek an, das zentrale Lager der Pionierorganisation Wladimir Iljitsch Lenin in der UdSSR.
In Michail Gorbatschow habe ich seit 1985 für die nötig gewordenen Modernisierungen auch in der DDR einen Hoffnungsträger gesehen. Ich habe sein neues KPdSU-Parteistatut studiert und fortan Vergleiche zur SED gezogen. Das brachte mir bis zur Wende alles andere als Sympathie bei Honecker, Krenz und Co. ein.
Dass es genau mein Lebenswerk ist, das die damalige Spitze der Bundesrepublik Deutschland interessiert, macht mich bis heute unendlich stolz. Am Tag der Unterzeichnung des Vertrages zur Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen der DDR und der BRD am 18. Mai 1990 wurde ich im Hotel Maritim in Bonn von Bundespräsident a.D. Carl Carstens und seiner Frau Veronika empfangen. Ich hatte später die Ehre, Helmut und Hannelore Kohl, Roman und Christiane Herzog und viele weitere Spitzenpolitiker des geeinten Deutschlands persönlich kennenzulernen. Natürlich auch Angela Merkel. Für mich ging eine Illusion in Erfüllung, die ich nie erträumt hatte.
Diese Erfahrungen waren es, die die Herausgabe des Magazins der deutschen Wirtschaft für Innovation und Zukunft erst möglich machten. Ohne meine journalistischen Begegnungen und Erlebnisse mit den Mächtigen dieser Welt – mit Clinton, Jelzin, Nethanjahu, Nelson Mandela, Yasser Arafat, König Hussein von Jordanien, Vaslav Havel und Vaslav Klaus, Hans-Dietrich Genscher und Egon Bahr, aber auch mit führenden Persönlichkeiten der ehemaligen DDR, darunter Egon Krenz, Rechtsanwalt Wolfgang Vogel u.a., mit Ex-VW-Chef Carl Hahn und Ex-Mercedes-Chef Dieter Zetsche, Joachim Kardinal Meisner, Bundeswehr-Generalinspekteur Hans-Peter von Kirchbach und anderen – wären 20 Jahre mdw gar nicht gegangen.
Ein herzliches Glück auf!
André Wannewitz