Johanniter-Kliniken in Stendal auf Zukunft getrimmt, aber weiterhin keine Stroke Unit zwischen Magdeburg und Schwerin
mdw: Für die Errichtung einer Stroke Unit in Stendal steckte das Land Sachsen-Anhalt erhebliche öffentliche Fördermittel in das neue Haus D. Die Stroke Unit jedenfalls ist nicht eröffnet worden. Warum nicht?
Petra Grimm-Benne: In den Räumen der Intermediate Care-Station stehen Betten, Infrastruktur und modernste Monitoring-Technik bereit, um die Schlaganfallversorgung noch weiter zu verbessern. Insofern ist auch die Stroke-Unit mit eröffnet worden. Sobald eine ausreichende Personalstärke erreicht ist wird die Stroke-Unit in Vollbetrieb gehen.
Zum Hintergrund: Der Aufbau einer Stroke-Unit ist ein komplexer und zeitaufwändiger Prozess, für dessen Erfolg viele Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen. Mit der Eröffnung des Neubaus (Gebäude Haus D) sind nunmehr auch die baulichen und technischen Voraussetzungen erfüllt. Die von Ihnen angesprochene personelle Situation ist ein bundesweit auftretendes Problem. Es ist dem Johanniter-Krankenhaus gelungen, mit Chefarzt PD Dr. Werner einen sehr erfahrenen Neurologen zu gewinnen, der jahrelang universitäre Schlaganfallmedizin und Frührehabilitation betrieben und entwickelt hat. Auch im Bereich der Pflege sind schon die ersten Kräfte schlaganfallspezifisch qualifiziert und weitere Kräfte folgen nach.
mdw: Wie und in welcher Weise unterstützt das Land Sachsen-Anhalt das Stendaler Krankenhaus bei der Suche nach ausreichendem Personal für die Stroke Unit? Warum ist das bisher noch nicht geschehen? Jeder weiß, das Ärztemangel auf dem Land ein großes Problem ist.
Petra Grimm-Benne: Das Land unterstützt das Klinikum auf vielfältige Art und Weise: Konkrete Hilfe gibt es aus den zuständigen Ministerien bei der Gewinnung von qualifiziertem Personal aus dem Ausland. Außerdem wurde die Neurologie in den Krankenhausplan des Landes mit aufgenommen. Zudem möchten wir auf die vielfältigen Angebote des Landes zum Qualifikationsausbau dieser Fachkräfte verweisen, wie Integrations- und Sprachkurse.
mdw: Wann wird die Stroke Unit in Stendal nun nach Ihrer zuverlässigen Kenntnis geöffnet? In einem Flyer suggeriert das JKH sogar bereits fälschlicherweise, dass es diese Stroke Unit in Stendal bereits gibt.
Petra Grimm-Benne: Die für eine moderne und an den nationalen sowie internationalen Leitlinien orientierte Schlaganfallbehandlung notwendigen Prozesse sind bereits jetzt weitgehend implementiert, auch unabhängig vom Betrieb der konkreten Räume und Betten im Neubau. Das Johanniter Krankenhaus plant weitere Einstellungen, um das Team zu vervollständigen.
mdw: Wie viel Euro Fördermittel flossen seitens des Landes speziell in diese Stroke Unit bisher?
Petra Grimm-Benne: Es gibt keinen alleinigen Fördertatbestand „Stroke-Unit“. Die Landesförderung bezieht sich auf einen Gesamtbau.
mdw: Wenn es noch lange dauert oder gar nicht gelingt, ausreichend medizinisches Personal für die Stroke Unit in Stendal zu beschaffen, müsste das Johanniter Krankenhaus dann doch logischerweise diese Fördermittel ans Land zurückzahlen. Wäre das so?
Petra Grimm-Benne: Der Widerruf von Zuwendungen ist in den Verwaltungsvorschriften klar geregelt. Sobald zwingende Gründe für einen Widerruf vorliegen, können die Zuwendung oder Teile der Zuwendung zurückgefordert werden.
Mit Ministerin Petra Grimm-Benne sprach mdw-Chefredakteur André Wannewitz