Liebe Leser,
Der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet ist kein Sympathieträger des Ostens. Dem traut man mehrheitlich zwischen Kap Arkona und Fichtelberg nicht zu, das Zeug zu haben, ein guter gesamtdeutscher Kanzler zu sein. Bleibt Markus Söder aus Bayern. Ja, Söder genießt hier Sympathie. Aber in der Endkonsequenz ist die CSU, der er angehört, die kleine Schwesterpartei der CDU. Und weder Strauß noch Stoiber als Söders Parteifreunde haben es seinerzeit als Unions-Kanzlerkandidaten vermocht, Kanzler zu werden.
Was nach den Sitzungen der Präsidien und der Vorstände von CDU und CSU herauskam, war weder Einigkeit noch Geschlossenheit, sondern die erklärte Bereitschaft, gegeneinander für den Sieg zu kämpfen. Laschet gönnt dem Söder nichts. Söder gönnt dem Laschet nichts. In der Bundestagsfraktion lief es dagegen schon klarer auf Markus Söder zu. Auch in den neuen Bundesländern tendiert man deutlich für den Mann aus Bayern, hieß es.
Söder und Laschet wissen genau, wer jetzt Kanzlerkandidat der Union wird, der wird nach der Bundestagswahl aller Voraussicht nach auch Kanzler. Konkurrenz muss die Union nicht ernsthaft fürchten; zu sehr sind die anderen Parteien abgeschlagen.
Als Laschets Name bei der Wahl zum CDU-Parteichef fiel und er anschließend die erstens Statements abgeben musste, war für jeden Politik-Journalisten, der sich auskennt, zu urteilen vermag und klug ist, schnell klar: Beim Osten ist Laschet ein ahnungsloser Geselle. Hier kennt er sich nicht aus. Und der Westdeutsche Rundfunk als sein Landessender unterstellte ihm schon mal PR-Tricks, mit denen „es aber nichts wird mit der Kanzlerschaft“, meinte der Kommentator. Im aktuellen NRW-Trend, so heißt es, sei nur noch jeder Vierte mit der Arbeit von Armin Laschet zufrieden. Das Ansehen von Ministerpräsident Armin Laschet und seiner schwarz-gelben Landesregierung sei seit Ende Januar deutlich eingebrochen.
Deutliche Worte über seine Erwartung an Armin Laschet äußerte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Sachsen, Markus Schlimmbach, gegenüber dem MDR. Er findet, wenn der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen die besondere Situation der Menschen im Osten besser nachfühlen könnte, dann „könnte er sich auch für mehr als zum Parteivorsitzenden eignen.“
Laschets Vita liest sich wie die einer größtenteils durch viel Vitamin B begünstigten Karriere in der alten Bundesrepublik. Als gebürtiger DDR-Bürger, der sich zu Laschet vom Alter her nur wenig unterscheidet, der aber die politischen, staatlichen und wirtschaftlichen Strukturen im Osten Deutschlands vor der Wende genau kennt, mag ich aus meiner Sicht behaupten, dass es so eine Persönlichkeit in der DDR kaum in die Top-Nomenklatura des Staates gebracht hätte. Deshalb gibt es auch nicht wenige Parteifreunde aus den eigenen Reihen, darunter ein früherer CDU-Landesvorsitzender aus Sachsen-Anhalt, die sagen: „Laschet darf kein Kanzlerkandidat werden.“
Und Söder? Soeben überholte der Bayerische Ministerpräsident in den Umfragen sogar die Kanzlerin. Ja, Söder ist in der Bevölkerung beliebt. Das hat er in Ost und in West vor allem seinem Krisenmanagement in der Corona-Pandemie zu verdanken. Und klar, würde er Kanzlerkandidat werden, wird zum ersten Mal ein CSUler auch Kanzler sein.
Der Westfale Friedrich Merz, der zu den aktuellen Verlierern in der CDU gehört, macht sich ausgerechnet für seinen einstigen Konkurrenten um den Parteivorsitz stark: Merz lässt an Söder kein gutes Haar und will unbedingt Laschet durchsetzen. Vielleicht hat Laschet ihm schon jetzt einen Ministerposten versprochen?
Ein herzliches Glück auf!
André Wannewitz