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Sachsen-Anhalt setzt auf grünen Wasserstoff

Regionale Projekte treiben die Energie- und Mobilitätswende voran

Die Stadt Staßfurt in Sachsen-Anhalt gestaltet die Energiewende mit: Mit Strom aus einem neuen Windpark soll in einer Elektrolyse-Anlage grüner Wasserstoff produziert werden. Das leichteste Gas der Welt wird dem Erdgas beigemischt, zur Wärmeversorgung der Stadt-Wohnungen genutzt. Busse und Autos in Staßfurt tanken es statt Diesel oder Benzin an einer Zapfsäule am neuen Autohof an der A 14 in Brumby.

Die Vision vom grünen Staßfurt soll ab 2022/23 Wirklichkeit werden. Der Windpark und die Elektrolyse-Anlage zur Produktion von Wasserstoff sollen bis dahin errichtet und in Betrieb genommen werden. Das grüne Gas wird im ersten Schritt für E-Mobilität genutzt und ins Gasnetz eingespeist. Darauf haben sich die Partner der „Energieregion Staßfurt“ geeinigt. So heißt das innovative Konzept, in dem verschiedene erneuerbare Energien miteinander verbunden und mit dem Mobilitätssektor gekoppelt werden sollen. „Vor Ort wird der grüne Strom erzeugt, vor Ort wird auch der Wasserstoff produziert, vermarktet und genutzt. Die Wasserstoff-Power-to-X-Kette aus der Region für die Region bereitzustellen, ist ein neuer Ansatz in Deutschland“, sagt Dr. Torsten Birth vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF. Das Magdeburger Institut hat das neuartige, regionale Konzept zur Nutzung der Erneuerbaren Energie auf Stadtebene im Auftrag der Projektpartner der „Energieregion Staßfurt“ erarbeitet. Zu diesen gehören die Stadt  Staßfurt, die Stadtwerke Staßfurt GmbH, die Erdgas Mittelsachsen GmbH und das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie AG.

Die 25 000-Einwohner-Kommune unterstützt engagiert die „Energieregion Staßfurt“. „Es ist ein wichtiges Projekt zum Klimaschutz und für die Energie- und Mobilitätswende. Unternehmen und Privathaushalte können damit grüne Energieprodukte nutzen. Bürger sollen zum Beispiel über Sparbriefe monetär von der Energieregion profitieren können“, sagt der Staßfurter Oberbürgermeister Sven Wagner. Natürlich hofft die Kommune auf Unternehmensansiedlungen und Arbeitsplätze in der nachhaltigen Energiewirtschaft; regionale, grüne Energieprodukte und neue Mobilitätskonzepte wiederum könnten Unternehmen und Privathaushalten zur Verfügung gestellt werden. Bereits jetzt laufen Gespräche mit Anbietern des ÖPNV, um künftig zum Beispiel Wasserstoff-betriebene Busse einzusetzen.

Die Erfahrungen aus dem regionalen Energiekonzept „Energieregion Staßfurt“ haben die Forscher des Magdeburger Fraunhofer IFF auch bei der Entwicklung der „Wasserstofffabrik der Zukunft“ genutzt. „Es ist nicht überall möglich, Wind- und Photovoltaik-Anlagen zu bauen. Wir setzen deshalb auf standortabhängige Lösungen und nutzen gegebenenfalls Biogasanlagen für die Produktion“, erläutert Dr. Torsten Birth. Das Fraunhofer IFF entwickelt gemeinsam mit der MicroPro GmbH und der Streicher Anlagenbau GmbH & Co. KG eine regenerative Wasserstoffpro-duktion aus Biomasse. Wenn die Entwicklungsphase des Projektes erfolgreich abgeschlossen sein wird, soll in einem zweiten Schritt eine Biogasanlage bei Magdeburg angekoppelt werden. Dabei soll nicht nur Wasserstoff produziert werden, der dezentral genutzt werden kann, sondern auch die Leistung der gesamten Anlage gesteigert werden. „Die fermentative Erzeugung von Biowasserstoff wird künftig eine wichtige Rolle bei der dezentralen Produktion des Energieträgers spielen“, sagt Torsten Birth. Im Zuge der Umsetzung soll eine mobile Befülleinrichtung für Fahrzeuge für mehrere Testperioden eingesetzt werden, um Wasserstofffahrzeuge mit grünem Wasserstoff zu betanken und die gesamte Kette von der biologischen Produktion bis zur Nutzung in der E-Mobilität zu demonstrieren.

In einem weiteren Projekt realisieren die Forscherinnen und Forscher vom Fraunhofer IFF in Zusammenarbeit mit der Anleg GmbH ein mobiles, modulares System zur Versorgung wasserstoffangetriebener Fahrzeuge für Kurzstrecken unter 200 Kilometer. Auf einem Kleinanhänger befinden sich erweiterbare Druckspeichersysteme mit Kompressoren, die betankt werden können und zudem in der Lage sind, als mobile Tankstelle Wasserstoff abzugeben.

Auf Basis der Produktion von grünem Wasserstoff aus volatilen Stromquellen und Biomassesystemen bietet die Wasserstofffabrik der Zukunft – als Kombination der Produktion mit der Nutzung in Industrie, Gewerbe und Quartieren die Möglichkeit, zielgerichtet neben Wärme-, Strom- und Gas die E-Mobilität im Verkehrssektor zu unterstützen.

Sachsen-Anhalt setzt auf den grünen Wasserstoff. Es gibt viele weitere Entwicklungsprojekte. So tritt das Bahntechnologie-Cluster TRAINS in der Region Anhalt an, den Klimawandel auf der Schiene voranzutreiben. Zentrales Projekt des Bündnisses aus mehr als 50 regionalen Partnern ist die Umrüstung bestehender Triebzüge auf saubere Gasmotoren, die grünen Wasserstoff nutzen. Vor gut einem Jahr hat TRAINS im Förderprogramm „Wandel durch Innovation in der Region – WIR!“ des Bundesministeriums für Forschung und Soziales eine Förderung in Höhe von 12,2 Millionen Euro erhalten.


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