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"Ahorn" ist führende Hotelgruppe in Ostdeutschland

Aktuelles Gespräch mit Alleineigentümer Michael Bob über Innovation und Zukunft seiner sechs Feriendomizile

mdw: Herr Bob, 30 Jahre ist es nun her, als die Mauer fiel. Bald 30 Jahre ist Deutschland wiedervereint. Ihr früherer Partner, Michael Zehden von der Berliner Albeck & Zehden-Hotelgruppe, legte gleich nach der Wende den Grundstein dafür, dass viele frühere Ferienheime der DDR-Gewerkschaft FDGB erhalten blieben und heute zu den schönsten Hotels Deutschlands gehören. Nach dem allmählichen Rückzug Zehdens sind Sie seit 2015 Alleinbesitzer von mittlerweile sechs Häusern in den schönsten Gegenden Ostdeutschlands. Was macht für Sie den Reiz der Hotelbranche aus, aus der Sie ursprünglich gar nicht kommen?

Michael Bob: Der 9. November 1989 war ein ganz besonderer Tag.  Für uns als Westberliner war die Mauer für die Ewigkeit. Aber durch eine friedvolle Revolution der Menschen im Ostteil Deutschlands ist ein Wunder wahr geworden.
Dadurch, dass Deutschland wiedervereinigt wurde, hat sich hierzulande sehr viel verändert. In der DDR entsprachen viele Hotels oftmals nicht dem allgemeinen Standard, sondern waren staatlich regierte Hotels, wo vorgegeben wurde, wer wann Urlaub machen konnte. Und der Dienstleistungsbegriff wurde nicht so gelebt, wie er in der Hotellerie im Allgemeinen gelebt wird. An der Umgestaltung der Hotellandschaft in den neuen Bundesländern nun schon über viele Jahre beteiligt zu sein, macht für mich den Reiz aus, mich zu engagieren.

mdw: Im Dezember 2018 erwarben Sie mit dem „Panorama“ Oberhof erstmals ein früheres Interhotel. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen, das doch mittlerweile sehr heruntergekommene Haus vor dem Abriss zu retten?

Michael Bob: Lassen Sie mich sagen: Mein früherer Geschäftspartner Michael Zehden hat sich nach Übernahme von fünf Gewerkschafts-Ferienheimen der DDR viele Jahre lang fleißig engagiert, die Häuser komplett renoviert, Millionen-Beträge investiert und viele Arbeitsplätze geschaffen, um einen guten Standard zu erreichen. Nicht nur in den Hotels, genauso in die Außenanlagen und das nähere Umfeld.
Oberhof war für mich persönlich schon immer ein Traumhotel in der DDR. Bereits als Kind kannte ich das Panorama-Hotel Oberhof, weil das Sandmännchen, was wir in West-Berlin im Ostfernsehen gesehen haben, auf dem außergewöhnlichen Dach des Panorama-Hotels landete. Später, nach Öffnung der Grenze, habe ich den Weg weiter beobachtet. Und noch später erst gab es die Möglichkeit, das Panorama-Hotel zu erwerben. Erfolgreich abgeschlossen wurde der Vertrag am 4. Dezember 2018.

Seitdem wird das Hotel in beiden Hotel-Flügeln in allen Bereichen  komplett modernisiert. Alle Zimmer werden neu gestaltet. Die Restaurants, die Außenanlagen; überall wird Hand angelegt, um das Hotel attraktiv für Gäste zu gestalten.

Vor unserer Übernahme wurde das Panorama-Hotel stiefmütterlich behandelt. Die Auslastung lag unter 50 Prozent, die Weiterempfehlungsrate ebenfalls bei unter 50 Prozent. Unser Ziel innerhalb kürzester Zeit war, die gleichen erfolgreichen Werte wie in unseren anderen Ahorn-Hotels auch im Panorama Oberhof zu erreichen. Heute liegen wir in Oberhof aktuell bei einer Auslastung von 65 Prozent; die Weiterempfehlungsrate stieg sogar auf 86 Prozent.

mdw: Oberhof ist für Sie also mehr als das frühere Interhotel. Was gehört noch dazu?

Michael Bob: Für Oberhof war und ist das Panorama-Hotel ein wichtiger Eckpfeiler. Es ist großartig, dass auch im Jahr 2023 in Oberhof zwei Weltmeisterschaften stattfinden werden, sowohl im Biathlon als auch im Rodeln. Aber für solche Großveranstaltungen muss auch die entsprechende Bettenkapazität zur Verfügung stehen. Unser Hotel mit 488 Zimmern und circa 1 100 Betten ist deshalb eine Notwendigkeit für die Durchführung von Weltmeisterschaften in Oberhof. Dadurch, dass wir dieses Hotel übernommen haben und es modern umbauen, gibt es auch eine große Zufriedenheit in der Stadt Oberhof, im Landkreis und im Freistaat Thüringen. Weil damit auch gewährt werden kann, dass die Sportveranstaltungen in einem angemessenen Ambiente durchgeführt werden.

Wir profitieren davon, dass es in Oberhof eine außergewöhnliche Skihalle gibt, das es Sprung-Schanzen und Skilifte gibt, dass es ein attraktives Wellness-Bad gibt. Fördermittel für unsere Hotel-Gruppe können wir nicht in angemessener Weise erhalten, weil es innerhalb der Europäischen Union Regularien gibt, die Unternehmen ab einer bestimmten Größenordnung, zu der wir auch gehören, ausschließen oder nur sehr gering bedienen. Der Kaufpreis des Hotels wurde beglichen aus hohen Eigenmitteln und Bankrediten. Seit unserer Übernahme vor einem Jahr bis jetzt investierten wir in Oberhof mehr als eine Million Euro. Es stehen noch weitere Modernisierungen an, wie zum Beispiel die des gesamten Wellness-Bereiches des Hotels, eine Vergrößerung der Lobby und der Eventhalle, die alle aus eigenen Mitteln bezahlt werden.

mdw: Heute ist AHORN Hotel & Resort ein Unternehmen mit 750 Mitarbeitern und gehört mit seinen derzeit sechs Hotels im Qualitätssegment der 3-Sterne Superior sowie 4-Sterne-Kategorie in den neuen Bundesländern zu den 50 umsatzstärksten Hotelketten in ganz Deutschland. Wie gelingt es Ihnen, die Ahorn-Leitidee „Relaxen, genießen, erleben“ für und mit Ihren Gästen mit großer Nachhaltigkeit umzusetzen und für die Zukunft auszurichten?

Michael Bob: Richtig. Wir haben uns diesen Erfolg – das können wir auch mit Stolz sagen – hart erarbeitet. Dank aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir die führende Ferienhotelgruppe in den neuen Bundesländern.

Wir haben heute ein sehr gutes Publikum. Natürlich haben wir viele Gäste, die die Häuser, die heute zur Ahorn-Hotelgruppe gehören, schon aus ihren Kindheitstagen kennen, die ihnen aber verschlossen waren, um dort zu wohnen. Das war nur einem auserlesenen oder exklusiven Kreis vorbehalten, dort Urlaub zu machen. Das hat sich natürlich alles geändert. Wir haben heute eine Mischung der Gäste sowohl aus Ost als auch aus West, Jung oder Alt. Wir bieten einen guten Urlaub für den Durchschnittsverdiener. Wir sind nicht die Hotels für die sehr Wohlhabenden. Da gibt es andere. Wir bieten in unseren Drei- und Viersterne-Häusern den bezahlbaren Urlaub für die Familien an. Das Ahorn-Hotel Oberwiesenthal (ehemals Birkenhof) hebt sich von den anderen insofern ab, als das dieses Haus ein Erwachsenenhotel ist. Hier können Gäste erst ab einem Alter von 14 Jahren wohnen.

mdw: Neben dem Wohlfühlambiente für Urlauber und Tagungsgäste setzen Sie auf den Fachkräftenachwuchs, den Sie in Ihren Hotels selbst ausbilden?

Michael Bob: Unsere Gästestruktur in der Ahorn-Hotelgruppe ist heute differenziert. Einerseits legen wir großen Wert auf den Individualgast. Die Gäste, wie junge Familien mit Kindern, kommen in den Schulferien. Außerhalb der Ferien kommen Oma, Opa und Enkelkind. Neben den Individualgästen haben wir auch den Bustourismus, den Reiseveranstaltertourismus, jedoch nicht vorrangig in den Ferienzeiten.

Unabhängig davon haben wir uns auch verstärkt um den Tagungsbereich gekümmert und haben gerade im Panorama-Hotel Oberhof sehr großzügige Konferenzräume. Auch verfügen wir über eine Eventhalle, wo wir Veranstaltungen mit über 1 000 Gästen durchführen können. Da sind wir einzigartig, weil wir die Möglichkeit haben, die Gäste, die an Großveranstaltungen teilnehmen, in unserem Hotel auch unterbringen zu können.
Und natürlich spielt die Fackkräfteentwicklung in unserem Unternehmen eine entscheidende Rolle. Da sprechen die Zahlen für sich: Von den 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Ahorn-Hotelgruppe beschäftigen wir 160 Auszubildende aus 22 Nationen.

mdw: Der frühere Geschäftsführer der Ahorn-Hotelgruppe, Michael Zehden, war in seiner beruflich aktiven Zeit im Land Berlin im besten Sinne des Wortes ein „Hans Dampf in allen Gassen“. Sind Sie auch wie Ihr früherer Partner auf mehreren Spielwiesen zu Hause und außerdienstlich so aktiv rege?

Michael Bob: Nein, mir genügt die Arbeit für die Ahorn-Gruppe. Michel Zehden, mein damaliger Partner, hat sich viele Jahre engagiert, um die Hotels in eine erfolgreiche Bahn zu bringen. 2015 schied er aus persönlichen Gründen aus, um sich privaten Interessen zu widmen. Zu jener Zeit habe ich dann als ehemaliger Mitgesellschafter die gesamte Geschäftsführung übernommen.

mdw: Um die Zukunft der Ahorn-Hotels braucht man sich also keine Sorgen zu machen. Das ist gut so, weil nicht überall so selbstverständlich. Aber: Haben Sie selbst Visionen, Gedanken, Hoffnungen und Träume, wie es eines Tages, wenn Sie das Schicksal in jüngere Hände geben, weiter gehen soll? Was soll bleiben von Ahorn, von den früheren DDR-Gewerkschaftshotels, von Ihrem Lebenswerk?

Michael Bob: Jeder nach vorn blickende Unternehmer hat Visionen. Ohne Visionen kann man nichts bewegen. Ich habe den großen Vorteil, dass ich zwei Söhne habe. Der eine ist 24 Jahre und ist seit einigen Monaten in unserem Unternehmen, hat studiert in Madrid und Hongkong, hat seinen Master in den USA gemacht und kümmert sich hier um den kaufmännischen Bereich. Der andere Sohn studiert in Lausanne, an der sicherlich besten Universität für Hotelmanagement, und wird in anderthalb Jahren ins Unternehmen einsteigen, so dass die einsame Speerspitze, die ich heute bin, gedrittelt sein wird und ich mit meiner Erfahrung, jahrzehntlang als Unternehmer tätig, gemeinsam mit meinen Söhnen vieles bewegen kann. Es wird immer Chancen geben, wenn wir ein gutes Produkt anbieten. Das heißt den bezahlbaren Urlaub für die Normalbürger.

Ein umweltverträglicher Urlaub wird Chancen bieten, die man heute noch gar nicht sieht, wo die Ahorn-Gruppe sogar noch erweitert werden kann. Wenn es die Möglichkeiten gibt, stehen wir bereit, unser Portfolio zu erweitern. Wir sind heute im Erzgebirge vertreten mit drei Hotels, in Thüringen mit zwei Hotels und in Brandenburg mit einem Hotel. Aber es gibt noch weiße Punkte auf der Landkarte in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt. Es müssen allerdings Hotels sein, die großzügige Freizeitanlagen haben. Wir investieren ausschließlich in die Ferienhotellerie in den neuen Bundesländern, bauen jedoch nicht neu. Im Osten sind wir bekannt. Hier haben wir eine sehr gute Reputation. Das wollen wir gemeinsam weiter ausbauen. Wir haben insgesamt ein sehr gutes Team aus Jung und Alt. Die Frauenquote hätten wir schon längst übererfüllt. Wir müssen aber keine Quote einführen. Bei uns geht es nach Tüchtigkeit, nach Kompetenz, nach Erfahrung. Ich bin auf meine Mannschaft besonders stolz. Das ist eine gute Basis, um erfolgreich am Markt zu argieren.

Ich selbst bin in einem Alter, wo andere schon längst in Pension sind. Aber: Arbeit hält mich jung. Arbeit macht mir Spaß. Ich bin mit einer dynamischen Mannschaft im Team. Da merkt man auch nicht, dass ich bereits 65 Jahre alt bin. 2003 bin ich als Investor auch nur eingestiegen, weil ich von den Hotels aufgrund ihrer Lage und ihrer Größe überzeugt war. Operativ bin ich selber erst seit 2009 dabei, verantwortlich für die Bereiche Finanzen, Controlling, Einkauf und Technik. Und erst vor vier Jahren, 2015, habe ich die restlichen Gesellschafteranteile von meinem früheren Partner Michael Zehden erworben und bin seitdem alleiniger Gesellschafter der Ahorn-Hotelgruppe.

Das Gespräch führte mdw-Chefredakteur André Wannewitz


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