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100 Jahre Rote Armee: DDR lebte im Kalten Krieg enge Waffenbrüderschaft

Die NVA-Offiziere Hans-Albert Hoffmann und Bernd-Rainer Golkenrath erinnern sich an besondere Erlebnisse / Konversion hat Brandenburg lebenswerter gemacht / Drushba-Lager war in der DDR ein Ort fröhlicher Treffen mit Sowjetsoldaten

Rund 40 000 Besucher aus Deutschland, aus der ehemaligen Sowjetunion und aus anderen Ländern und Regionen begeben sich jährlich an einen Ort – mitten im Brandenburgischen – der zu DDR-Zeiten zu den bestwachtesten militärischen Dienststellen des Warschauer Vertrages gehörte. Wünsdorf, der frühere Sitz des Oberkommandos der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, ist heutzutage geradezu ein Museum zum Anfassen geworden.

Hans-Albert Hoffmann, zwischen 1967 und 1990 Offizier der Nationalen Volksarmee, zuletzt im Dienstgrad Oberstleutnant, kennt sich aus. Der heute 70-Jährige macht Führungen im einst größten sowjetischen Militär-Standort der DDR. „Das war ein Areal von sechs Quadratkilometern mit 35 000 Bewohnern (Soldaten und Offiziere mit ihren Familien), umgeben von einer 17 Kilometer langen Mauer, mit großen Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg, wo einst der Krieg gegen die Sowjetunion geplant und realisiert wurde." Nach der Eroberung von Wünsdorf durch die Rote Armee wurde das Objekt als Sitz des Oberkommandos der sowjetischen Truppen in Deutschland genutzt. „Diesen historischen Ort und diese Zeit zwischen 1945 und 1994 beleuchten wir mit Exkursionen für Besucher, mit dem Besuch des Museums, um zu vermitteln, warum die sowjetischen Truppen hier waren und ihren Dienst hier leisteten", sagt Hoffmann. Bei so manchen Besuchern, die kommen, sind heute „doch einige Zerrbilder, die sich im Laufe der Jahre rausgebildet haben. Das versuchen wir realistisch darzustellen. Es kommt bei der Masse der Besucher auch gut an. Es gibt immer wieder den Aha-Effekt bei vielen Besuchern, die denn sagen: Das habe ich gar nicht gewusst. War das wirklich so? Man akzentuiert in den Ausarbeitungen, in den Publikationen, die heute erscheinen, in erster Linie doch Negativfaktoren, die es ja auch gegeben hat, aber die heutzutage überbetont werden, gerade was die ersten Nachkriegsjahre betrifft.

Auch Oberstleutnant a.D. Bernd-Rainer Golkenrath kann von vielfältigen Erlebnissen mit den sowjetischen Waffenbrüdern berichten. Hans-Albert Hoffmann und Golkenrath haben gemeinsam das Abitur gemacht und die Offiziershochschule in Löbau besucht. „Fast ein halbes Jahrhundert waren sowjetische Militärangehörige in Deutschland stationiert. Waffenbrüderschaftsbeziehungen wurden dort gelebt, wo es die Führungskräfte mit ihren Pateneinheiten verstanden, die ganze Bandbreite des militärischen Alltags zu durchdringen. Ich selber diente von 1967 bis 1990 in der NVA und habe immer den Kontakt zu den sowjetischen Einheiten gesucht und gefunden. Gemeinsame Festveranstaltungen. Kulturveranstaltungen, Ausbildungsmaßnahmen sowie familiäre Kontakte schufen bei mir Hochachtung vor unseren Waffenbrüdern. Diese leisteten ihren Dienst oft weitab der Heimat, oft unter schwierigen Bedingungen."


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