Editorial des mdw-Chefredakteurs, André Wannewitz, zum 15. Jubiläum des Magazins für Innovation und Zukunft
Dazu finden Sie eine Unmenge Beispiele, wie sich die Menschen zwischen Kap Arkona und Fichtelberg für das Leben, für die Freiheit und für die Einheit engagieren.15 Jahre mdw, das sind für uns schon anderthalb Jahrzehnte, die dieses Blatt auf dem Buckel hat. 2002 als mdw Mitteldeutsches Wirtschaftsmagazin gegründet, gehört die mittlerweile zum wirtschaftspolitischen Nachrichtenmagazin gewandelte Zeitung im 16. Jahrgang ihres Bestehens zu den bedeutendsten Zeitungsneugründungen im jungen Verlauf des 21. Jahrhunderts in Deutschland.
mdw setzt ganz bewusst auch auf die gesellschaftlichen Belange unserer Zeit und engagiert sich für das Vorankommen der inneren Einheit Deutschlands. Wir wissen, dass die noch immer nicht vollständig gelungen ist. Dass die gelingt, dafür arbeiten wir auch im mdw-Jubiläumsjahr 2017 mit aller Kraft unvermindert weiter. Doch wir sehen auch Rückschläge. Wir sehen Ängste und erleben Bitterkeit, wenn wir aus beruflicher Notwendigkeit mit Vorgängen konfrontiert werden, die unseren Glauben nachhaltig erschüttern. Vor bald 28 Jahren sind die Menschen in der DDR auf die Straße gegangen, um die Fälschungen der DDR-Kommunalwahl 1989 anzuprangern, weil sie Freiheit wollten statt Diktatur und in Folge die Einheit der deutschen Nation. Helmut Kohl brachte den Ostdeutschen 1990 die Einheit und steht als Kanzler der Einheit für immer in den Geschichtsbüchern auf der ganzen Welt. Die CDU, dessen Vorsitzender Kohl länger als zwei Jahrzehnte war, ist die Partei der Deutschen Einheit, und diesen Anspruch verdient sie zurecht.
Umso ungeheuerlicher mag es für Außenstehende klingen, dass 2017 ein kleiner CDU-Kreisverband und ein Stadtverband in den neuen Ländern für Schlagzeilen sorgen, die in Zusammenhang mit Wahlfälschung, Betrug, Trickserei und Manipulation gebracht werden. Ich schäme mich in besonderem Maße, weil es sich bei diesen CDU-Verbänden ausgerechnet um den Orts- und den Kreisverband der Hansestadt Stendal handelt, in der mdw-Verlag und Redaktion ihre Deutschlandzentrale haben. Trotz oder gerade, so empfinde ich das, haben wir Journalisten die Pflicht, auch in einer Jubiläumsausgabe unsere Augen nicht zu verschließen. Die Verurteilung eines ehemaligen CDU-Stadtrates zu einer Haftstrafe wegen Fälschung der Kommunalwahl 2014, die von den CDU-Oberen bis hin zum Landesvorsitzenden Thomas Webel lange als „Tat eines Einzelnen" flapsig abgetan wurde, hat sich spätestens jetzt als Irrtum erwiesen. Der Wahlbetrug weitete sich sogar noch aus. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft erneut, weil offensichtlich auch bei der Landratswahl 2012 betrogen wurde. Mit nur 69 Stimmen Vorsprung vor der SPD steht die Gültigkeit der Wahl des CDU-Landrates Carsten Wulfänger in Frage. Immer mehr verdichte sich der Verdacht, dass dies keine Einzeltat war, „sondern die einer kleinen Clique in der Kreis-CDU", sagt der Volksstimme-Journalist Marc Rath, der die Stendaler Wahlfälschungen überhaupt ans Tageslicht brachte.
Hier haben Mitglieder der Partei der Deutschen Einheit in einer Ostprovinz die Deutsche Einheit verraten und damit ihren eigenen Kanzler der Einheit Helmut Kohl massiv beleidigt. Wer da noch immer von der Tat einen Einzelnen spricht, will nicht nur von sich selbst ablenken und vertuschen, sondern diskreditiert in höchstem Maße die CDU im Ganzen. Schon in der SED in der DDR galt der Slogan: „Wo ein Genosse ist, da ist die Partei!" Für die CDU muss gelten: „Wo ein Parteifreund ist, da ist die CDU; da ist die Einheit Deutschlands zu Hause." Wer betrügt, fälscht, trickst oder manipuliert, hat in ihr nichts verloren. Ich hoffe inständig, dass das Bundesparteigericht der CDU Deutschlands alsbald eigene Untersuchungen zu den schlimmen Vorkommnissen in Stendal beginnt.
Ein herzliches Glück auf!
André Wannewitz