Konzept für Wasserstraßen nötig
mdw:
Herr Ehrhardt, als erster europäischer Hafen überhaupt orderte die Magdeburger Hafengesellschaft vor zwei Jahren eine Plug-In-Hybridlokomotive. Das war damals ein großer Schritt innerhalb des so genannten „Greenport-Projektes", das in Ihrem Haus erfolgreich verwirklicht wird. Um was handelt es sich dabei?
Ehrhardt:
Wir haben 2012 als Hafen gemeinsam mit den Partnern Enercon und Städtische Werke Magdeburg GmbH (SWM) ein Greenport-Projekt ins Leben gerufen. Das war ein großer Schritt, um den Standort Magdeburg auch hinsichtlich nachhaltiger Logistik und im Rahmen des städtischen Projektes „Magdeburger Klimaallianz" vorwärts zu bringen. Das „Greenport-Projekt" umfasst mehrere Schritte: Der erste war die Anschaffung einer Hybrid-Lok. Der zweite Schritt war, das Terminal im Hansehafen mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Und der dritte Schritt wurde jetzt zum 1. Mai vollzogen: Wir können die Binnenschiffe im Hansehafen durch Landstrom aus Windenergie versorgen, so dass die ihre Dieselmotoren nicht mehr laufen lassen müssen, um Strom zu generieren. Der letzte Schritt wird vielleicht erst 2015/16 vollzogen. Die Stadtwerke Magdeburg planen den Bau einer Windtankstelle, an der Transporter von der Größe eines Sprinters mit Elektroenergie versorgt werden, ins Zentrum fahren und somit die Innenstadt sauber halten.
Wir als Hafen werden noch dieses Jahr einen E-up, ein E-Kfz, in Dienst stellen. Dazu werden wir bei uns im Hafen eine eigene Ladestation aufbauen und diese betreiben.
mdw:
Sie kümmern sich nicht nur um den Hafen Magdeburg, sondern machen sich auch Gedanken über die Verkehrspolitik in Sachsen-Anhalt, insbesondere zur Zukunft der Häfen und Wasserstraßen?
Ehrhardt:
Ich führe seit vielen Jahren in Sachsen-Anhalt, auch schon mit Karl-Heinz Daehre, eine kontroverse Diskussion zur Politik der fünf landesbedeutsamen Häfen. Ich halte diese Politik für falsch bzw. überholt. Von den fünf Häfen ist einer gar keiner, nämlich der in Halle. In Halle passiert hafentechnisch nichts. Halle hat sich aber zu einem sehr erfolgreichen KV-Terminal Schiene/Straße entwickelt – dies ist anzuerkennen.
Sachsen-Anhalt hat nicht viele Millionen Tonnen umzuschlagen. Also halte ich auch eine Politik mit gegenwärtig vier landesbedeutsamen Häfen für nicht sachgerecht. Ich meine, dass man das durch die Schaffung von Zentren regional konsolidieren sollte. Dessau-Rosslau und Aken als ein Zentrum, weil die beiden Häfen auch geografisch sehr eng zusammenliegen. Und die Häfen Haldensleben und Magdeburg als ein zweites Zentrum, die ebenfalls geografisch sehr nahe sind. Dann haben wir zwei mitteldeutsche Hafenzentren. Danach kann die Politik ausgerichtet werden, auch die Förderpolitik. Aber mit vier landesbedeutsamen Häfen kommt man nicht mehr weiter. Die Welt um uns herum zeigt uns ja, wie es geht – wenn man sieht, wie an Rhein und Ruhr Hafenkonzentrationsprozesse laufen. Die Häfen am Niederrhein und am Oberrhein tun sich jeweils zusammen. Nur wir hier glauben, wir müssten jahrzehntelang mit vier oder fünf landesbedeutsamen Häfen mit recht überschaubaren Ladungsvolumina die Fachwelt beeindrucken.
Ich möchte keine Fusion, sondern eine konzeptionelle und operative Konzentration der Häfen in den zuvor aufgeführten Zentren. Es ist die Frage, ob und wie weit sich die Politik einer solchen Idee annimmt. Ja, ich gebe zu, da spielen auch Egoismen eine Rolle. Nur diese Egoismen darf eine Landesverkehrspolitik eigentlich nicht interessieren. Politik hat schon Steuerungsmöglichkeiten und Werkzeuge dafür, um sinnvolle vorwärtsgerichtete Konzepte bei der Umsetzung zu unterstützen.
www.magdeburg-hafen.de
Das vollständige Interview lesen Sie in der mdw-Ausgabe Mai/Juni 2014