Langjährige Rohstoffpartnerschaft nicht auf's Spiel setzen
Können politische Interessen die langjährige erfolgreiche Wirtschaftszusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland gefährden? Dreht Russland im Zuge des Konfliks mit der Uklraine denen eines Tages den Gashahn zu? Und bekommen wir Deutsche deshalb im kommenden Winter eventuell unsere Stuben nicht mehr warm?
Nein, sagt Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender der Verbundnetz Gas AG Leipzig (VNG). „Auf der 7. Deutsch-Russischen Rohstoff-Konferenz in Dresden haben wir deutlich gemacht, dass die positiven Erfahrungen aus der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit im Erdgasbereich auf den gesamten Rohstoff-Sektor übertragbar sind. Die deutsch-russischen Erdgasbeziehungen sind keine Geschichte der Abhängigkeit, sie sind eine Geschichte der Partnerschaft!"
Lassen wir mal Zahlen sprechen: Die VNG- Gruppe bezog im Geschäftsjahr 2013 insgesamt rund 365 Milliarden Kilowattstunden Erdgas. Davon wurden 64,8 Milliarden kWh aus Russland geliefert – und zwar über die Routen Weisrundland und Nordstream. Erst im vergangenen Jahr konnte die VNG-Gruppe ihre 40-jährige Energiepartnerschaft mit Russland feiern. Und bisher war es immer so, dass VNG auch in Zeiten historischer Veränderungen von ihren russischen Partnern stets zuverlässig mit Erdgas beliefert wurde. Dass kein Zweifel besteht, dass sich daran etwas ändert, machten die Teilnehmer der diesjährigen Konferenz des deutsch-russischen Rohstoff-Forums deutlich, die unlängst in der sächsischen Landeshauptstadt tagte.
In Brüssel fanden Arbeitstreffen des Vorstandsvorsitzenden der ОАО Gazprom Alexey Miller mit dem EU-Kommissar für Energie Günther Oettinger und dem Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier statt. Dabei wurde festgestellt, dass Gazprom nicht schlechthin führender Erdgaslieferant für europäische Verbraucher ist, der in den mehr als 40 Jahren der Lieferungen seine ausgesprochene Zuverlässigkeit bewiesen hat, sondern aktuell auch der einzige Lieferant ist, der Milliardenbeträge in die Infrastruktur der Versorgung Europas mit Erdgas investiert. Die Parteien bekräftigten ihr Interesse an der Aufrechterhaltung der gegenseitig vorteilhaften Beziehungen.
Europa könnte laut Russlands Präsident Wladimir Putin nur zum eigenen Nachteil auf russisches Erdgas verzichten. Putin selbst hält das für unmöglich. „Die europäischen Länder decken ihren Gasbedarf zu etwa 34 bis 35 Prozent mit Lieferungen aus Russland. Ist es für sie möglich, die Gaseinkäufe aus Russland einzustellen? „Aus meiner Sicht nein", sagte Putin während einer TV-Fragestunde. Er verwies darauf, dass Finnland etwa 90 Prozent seines Erdgases aus Russland bekomme. „Einige Länder Osteuropas beziehen etwa 60 bis 70 Prozent des von ihnen benötigten Gases aus Russland." Er halte es für absolut unrealistisch, dass diese Länder die Einkäufe stoppen.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht keine vernünftige Alternative zu Erdgas-Importen aus Russland. In der Debatte über die deutsche Energieversorgung und die Abhängigkeit von Russland werde so getan, als bestünden andere Möglichkeiten, sagte der Vize-Kanzler bei einer Veranstaltung der „Neuen Osnabrücker Zeitung", wie das Blatt berichtete. Dies sei nicht richtig. „Was sind die Alternativen?", fragte Gabriel demnach. Es gebe auch keinen akuten Anlass zur Sorge: „Russland hat auch in den finstersten Zeiten des Kalten Krieges seine Verträge eingehalten", sagte der SPD-Vorsitzende. Den aktuellen Konflikt dürfe man nun nicht weiter eskalieren lassen.